Warum viele Firmen bzgl. Arbeitgeber-Attraktivität den Anschluss verlieren
„Stets bemüht“ ist ja die landläufige Zeugnis-Übersetzung von „unbefriedigend“. Viele Management-Etagen tun aktuell (vermeintlich) viel für ihre Arbeitgeber-Attraktivität. Und kommen aus Sicht Ihrer heutigen und künftigen Arbeitnehmer nur langsam voran. Denn das Drama am Arbeitsmarkt beschleunigt sich aktuell. In allen Branchen, aber insbesondere in der mit einem kritischen Image versehenen Bankbranche. Die Anzahl offener Stellen schießt in die Höhe. Es klemmt personell an allen Ecken.
Konsequenzen für Banken:
1. Der „Faktor Personal“ bestimmt das künftige Wachstum!
2. Wie viele personenbesetzte Service-Stellen Sie noch haben wollen, wird durch die Anzahl der verfügbaren Service-Mitarbeiter bestimmt.
3. Nur wer eine attraktive Unternehmenskultur und moderne Rahmenbedingungen hat, wird künftig noch (qualifiziertes) Personal bekommen.
4. Es braucht ein professionelles Personalmanagement und die Bereitschaft, mutige Investitionen und Entwicklungssprünge zu machen. Selbst wenn das viel Geld kostet.
5. Alle nicht-wertschöpfenden Tätigkeiten wird eine Bank schon deshalb weitgehend „weg-digitalisieren“ müssen, weil dafür in Kürze kein Personal mehr verfügbar sein wird.
Wie schnell sich die Dinge aktuell im Wandel befinden, sollen ein paar (beliebige) Beispiele erläutern.
Operative Beispiele bzgl. AG-Attraktivität: | früher war es so: | heute / künftig ist es so: |
Eine unfähige Führungskraft | hat sich seine Mitarbeiter ausgesucht | wird schnell entfernt … ansonsten sind die Mitarbeiter weg |
Die Unternehmenskultur ist geprägt von | aushalten, mitmachen und irgendwann aufsteigen | der Frage: warum soll ich für Sie arbeiten? |
Das Arbeitszeitmodell bestimmt | die Stelle und der Arbeitgeber | der Mitarbeiter |
Eine 4-Tage-Woche ist | etwas für Faule | ein Must-have als Arbeitgeber |
Die Räumlichkeiten | waren halt so | sollten Spaß machen, dort zu sein |
Im Personalgespräch | wird 1x p.a. beurteilt, verurteilt und viel dokumentiert | gibt es unterjährig mehrmals achtsame, wertschätzende Gespräche |
Das Recruiting von qualifizierten Kräften verantwortet | die Personalabteilung | der rekrutierende Chef durch Direktansprachen |
Das Recruiting von Azubis gestaltet | die Personalabteilung | die social media-Aktivitäten der heutigen Azubis |
Azubis | erhalten zunächst einen Zeit- vertrag und stopfen die Löcher am Service | erhalten vor dem 2. Lehrjahr eine unbefristete Übernahme und arbeiten in Projekten mit. |
Die zentrale Vertriebssteuerung | sagt dem Vertriebler, was er wie zu tun hat | fragt den Vertriebler, wie sie unterstützen kann |
In Sachen Arbeitgeber-Attraktivität ist klotzen statt kleckern angesagt, um im Wettbewerb mithalten zu können. Dabei geht es nicht nur um finanzielle Investitionen in Gehälter, Räumlichkeiten und Work-Life-Balance. Ein großer Hebel stellen die „weichen Themen“ dar.
Es gilt, auf alle diese Facetten der Arbeitgeber-Attraktivität zu schauen und sich ehrlich zu fragen: sind wir hier attraktiv (genug)? Bei der Antwort hilft sicherlich, konsequent die Mitarbeitersicht mit einzubeziehen: was ist aus deren Sicht „attraktiv“? Das Fragen alleine ist schon ein wichtiger kultureller Beitrag. Ob die Einführung von Obstkörben am Ende den Ausschlag geben wird? Vermutlich nicht.
Zwei Fragen muss sich jede Regionalbank aus der Perspektive potenzieller Mitarbeiter beantworten:
1. Warum soll ich in einer Bank meine Zukunft suchen?
2. Und warum genau in Ihrer Bank?
Ob Ihre Antworten den Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt genügen, werden die (potenziellen) Mitarbeiter entscheiden. Nicht die Bank-Chefs.
Noch ein Wort zur Generation Z:
Während sich manche Führungskräfte über die hohe Wechselbereitschaft der Generation Z beklagen, versuchen andere sie (fundiert!) zu verstehen und deren „neue Sichtweise“ zu nutzen. Wer heute noch glaubt, dass sich junge Mitarbeiter zunächst ihre Sporen am Schalter einer Filiale verdienen müssen, der wird manche Filiale morgen zuschließen, weil keine jungen Talente mehr da sind. Denn viele junge Mitarbeiter glauben zu wissen, dass das kein dauerhaft zukunftsfähiges Jobprofil ist.
Die Anforderungen des Arbeitsmarktes an einen „attraktiven Arbeitgeber“ steigen rasant. Investieren und entscheiden Sie mutig und progressiv! Mit kleinen Trippelschritten an Veränderungen werden Sie sonst abgehängt.
Es grüßt Sie herzlich
Ihr Ulrich Thaidigsmann
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