„Das wird einschlagen wie eine Bombe“, waren sich die Mitglieder des Sparkassen-Managementteams sicher.
Diese Klausurtagung von Vorstand und erster Führungsebene wird noch lange nachhallen und in Erinnerung bleiben. Von Freitagvormittag bis Samstagmittag ging es darum, Ideen zu entwickeln, wie die Sparkasse von ihrem betriebswirtschaftlichen „Abstiegsrang“ wegkommt und gleichzeitig eine Aufbruchstimmung entsteht. Dies gelang sehr gut, aufgrund einer guten Vorbereitung und einer hohen Offenheit aller Beteiligten.
Doch alle redeten am Ende nur von einem: "Wie wohl die spontan abgedrehte (und sofort bankintern online gestellte) Videobotschaft bei den MitarbeiterInnen ankommt?". Was war passiert?
Neben strategischen Fragen beschäftigte den Vorstandsvorsitzenden, wie „die Art und Weise des Umgangs und der Zusammenarbeit“ anders gestaltet werden kann. „Es hat doch künftig keiner mehr Lust, in einem solch steifen Sparkassen-Umfeld zu arbeiten.“ Als eine Sofort-Maßnahme sollte eine „Du-Kultur“ forciert werden, die der Vorstandsvorsitzende beim Abendessen am Ende des ersten Klausurtags allen Anwesenden seines Führungskreises anbot. Es kam authentisch an und wurde gut begründet. Ein echter Überraschungsmoment für manchen Bereichsleiter, der mit seinem Chef seit 15 Jahren „per Sie“ zusammengearbeitet hatte. Die Diskussion am Folgetag vertiefte die kulturellen Veränderungen mit weiteren Facetten, u.a. mit einer weiteren „Liberalisierung“ des Kleidungsstils (Krawatte & Co. waren schon länger weg). Braucht es dazu neue Arbeitsanweisungen? Nein. Die (Du-)Kultur sollte einfach vorgelebt werden, beginnend beim Vorstand. Sie sollte aber nicht zur Pflicht für jeden Mitarbeiter werden. Gleichzeitig kristallisierten sich 2 Kulturwerte heraus, die für den künftigen betriebswirtschaftlichen Erfolg von höchster Bedeutung sind und an denen unbedingt gearbeitet werden sollte.
Am Ende der 1,5-tägigen Tagung ging es darum, wie die Kommunikation der Klausurtagungsergebnisse in die gesamte Sparkasse erfolgen könnte. Hier durfte ich als externer Begleiter dem Management etwas „Mut zusprechen“.
Meine Empfehlung: wir drehen jetzt sofort eine Video-Botschaft für alle MitarbeiterInnen, auf der die wichtigsten kommunizierbaren Ergebnisse der Klausurtagung genannt werden. Alle Beteiligten kommen darin zu Wort, jeder übernimmt eine oder zwei Kernbotschaften. Gesagt getan: es gab bewusst nur einen Drehversuch, und das Video war im Kasten, d.h. Handy. Live, authentisch und aussagekräftig. Darin wurde die angestrebte Du-Kultur schon mal vorgelebt, man hatte ja schließlich schon einige Stunden Zeit zum Ausprobieren gehabt. Was würden die MitarbeiterInnen wohl sagen, wenn sich das gesamte Managementteam im Video plötzlich duzt? „Bestimmt haben die was geraucht, wird sich mancher Mitarbeiter denken", brach es aus einem Bereichsleiter heraus.
Solche „quasi-live“-Video-Botschaften waren ein Novum für diese Sparkasse. Verbunden mit weiteren strategischen und kulturellen Neuigkeiten waren sich alle sicher: „das Video wird bei den MitarbeiterInnen einschlagen wie eine Bombe.“ Man hörte es im Unterton heraus: „es war eine Mischung aus „Stolz auf den eigenen Mut“ und der Unsicherheit, wie die Reaktionen ausfallen dürften. Noch vor Abreise vom Tagungshotel ging das Video online. Und eine exzellente, zukunftsweisende Klausurtagung ging zu Ende. Mit vielen guten strategischen Gedanken. Und einer sofortigen Umsetzung kultureller Aspekte. Alle waren sich sicher: über die kulturellen Botschaften wird deutlich mehr diskutiert als über alles andere. Weil es jeden sofort betrifft und es zeigt: unser Management meint es ernst mit dem Wandel. Und allen war klar: diese Botschaften waren nur der Anfang eines nachhaltigen Veränderungsprozesses, der in dieser Klausurtagung spürbar und erlebbar gestartet wurde.
Ich fuhr als externer Begleiter mit einem richtig guten Gefühl nach Hause. Es gilt jetzt, dranzubleiben. Dann ist mir um die Zukunft dieses Hauses nicht bange. Dem Vorstandsvorsitzenden konnte ich noch den Impuls mitgeben, seine in Kürze anstehende Begrüßungsansprache bei den neuen Azubis vorzudenken. Vielleicht so? „Herzlich willkommen, liebe neuen KollegInnen. Ich bin Martin*, Euer Vorstandsvorsitzender.“
Es grüßt Sie herzlich
Ihr Ulrich Thaidigsmann
* Vorname geändert ;-)
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