Von einem häufigen personellen Engpass in Regionalbanken, den kaum einer auf dem Schirm hat.
Ohne ertragreiches Wachstum im Kreditgeschäft besteht keine Zukunft für eine Bank. So einfach lautet das kleine 1x1 der Bank-BWL für die kommenden Jahre.
Ein paar Fakten, die für nahezu alle Banken aktuell zutreffen:
Das Kreditgeschäft brummt in den Banken. Eigenkapital wird knappes Gut.
Die Stückzahlen stagnieren, die durchschnittlichen Volumina steigen.
Kreditgeschäft heute besteht fast ausschließlich aus Immobilien(finanzierungs)geschäft. Sowohl im Privat- als auch im Firmenkundengeschäft.
Die Kreditberater leben stark vom „Bringkontakt“ des Kunden und sind mit diesem mehr als gut ausgelastet. „Holgeschäft, Cross Selling und Neukundengewinnung? Machen wir, wenn wir wieder mehr Freiraum haben!“
Neues Personal für das Kreditgeschäft zu finden ist wie die berühmte Nadel im Heuhaufen. „Hoffentlich verlässt uns keiner“, hört man die Führungskräfte im Nachtgebet sprechen.
Vielfältiges „Prozess-klein-klein“ bremst die Kreditberater in ihrer Produktivität massiv aus, insbesondere im Firmenkundengeschäft. Ineffiziente bankeigene Prozessvorgaben und -standards bergen großes Frustpotenzial. „Ich könnte noch so viel mehr Geschäft machen, wenn ich nicht den halben Tag so Zeugs machen müsste …“
Prozessoptimierungen im Kreditgeschäft finden häufig nur alle paar Jahre statt. Oft in einem einmaligen, großen Wurf. Gerne mit externer Unterstützung. Dann muss es auch mal wieder für einige Jahre gut sein … glaubt und hofft man.
Wer kümmert sich aktiv und regelmäßig um die laufenden Prozessoptimierungen im Kreditgeschäft? Und wer kümmert sich um die konsequente „Digitalisierung nach innen und nach außen“? Wer beseitigt die vielen kleinen und großen Nervfaktoren im Kredit-Alltag? Jeder Mitarbeiter kennt viele Prozessschritte A, B oder C, die sehr ineffizient ablaufen. Nur keiner nimmt sich Zeit, sie zu ändern.
„Da müssten unsere Orga-Kollegen und Prozessspezialisten mal ran, die brauchen wir dazu. Wir haben da nicht die Zeit und nicht die (Technik-/IT-)Kompetenz dazu.“ So lautet die spontane Reaktion der Verantwortlichen im Kreditgeschäft. „Doch die Orga- und Prozess-Spezialisten brauchen wir erst gar nicht anzurufen. Die sind mit ihren Privatkunden-Themen Land unter!“
Es ist auffällig: die bankeigenen Experten für die Gestaltung der „Prozesse von morgen“ sind zeitlich meist völlig überlastet. Mit allen möglichen Themen … aber kaum mit Themen rund um das Kredit-Geschäft. Wenn dann doch mal jemand Zeit hätte, dann fehlt oft das Kredit-Know-How. Es gibt gute „IT-/Prozessadministratoren“ und gute „Kreditspezialisten“, aber beides in einer Person vereint ist äußerst selten.
Es droht das berühmte Henne-Ei-Prinzip: „Wir könnten mehr Kredit-Geschäft machen und unseren Stresspegel deutlich reduzieren, wenn wir andere Prozesse hätten. Für andere Prozesse haben wir aber weder die Zeit noch die passende Expertise zur Verfügung.“
Was tun kluge Banken jetzt?
Sie investieren gezielt, um diese Wachstumsbremse zu lösen. Denn ertragreiches Kreditgeschäft ist für die Bank eine Frage von „sein oder nicht sein“. Aktuell hat wieder eine Bank aus einem Strategieprozess heraus entschieden, bankintern Kapazitäten umzubauen und das Prozessmanagement zu stärken. Unter anderem durch den Wechsel eines hochqualifizierten Kreditsachbearbeiters (mit technischer Affinität) in das Prozessmanagement. Reißt dieser denn kein Loch an seiner alten Stelle, fragen Sie? Ja, und wie! Doch ein Teil seiner Aufgabe wird sein, durch Prozessoptimierungen einen deutlich geringeren Personalbedarf in der Produktionsbank zu ermöglichen.
Engpässe aktiv zu managen und zu beseitigen, ist eine der zentralen Aufgaben des Bankmanagers von heute. Und sicher auch von morgen. Es gilt genau hinzuschauen, wo diese Engpässe sind und wo sie die Strategieumsetzung gefährden könnten.
Es grüßt Sie herzlich
Ihr Ulrich Thaidigsmann
Consulting für Entscheider, www.thaidigsmann.de, Mail: ulrich@thaidigsmann.de
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