Mit diesen Grundprinzipien schwimmt eine Volksbank gegen den allgemeinen Stimmungs-Strom.
Ich konnte es kaum glauben. Solche positiven Ergebnisse in einer Mitarbeiterbefragung, die wir vor unserem gemeinsamen Strategieprozess in dieser Volksbank durchgeführt haben, hatte ich die letzten 20 Jahre nicht gesehen.
Ein paar Fakten aus dem Ergebnisbericht (93% der 140 MitarbeiterInnen haben teilgenommen):
Das Arbeitsklima im eigenen Team empfinden 88% als (sehr) gut. Selbst in der Einschätzung für die gesamte Bank sehen nur 6% das Arbeitsklima (eher) kritisch.
Über 80% empfinden, dass die Mitarbeiter sich gegenseitig (sehr) gut unterstützen.
95% empfinden den Umgang der Führungskraft mit einem selbst als respektvoll und wertschätzend. Kein einziger Mitarbeiter ist mit seiner direkten Führungskraft nicht zufrieden.
Nur 16% empfinden bei sich dauernden Zeitdruck, was vergleichsweise wenig ist. Kaum jemand empfindet, dass er oder sie mehr Stress als die Kollegen/-in hat.
Fast 90% sagen, sie können den Job und private Verpflichtungen gut vereinbaren
Extrem hohe Weiterempfehlungsbereitschaft der Bank. Über 60% der Mitarbeiter geben hier auf einer 10er-Skala „9 oder 10 Sterne“. Sensationell! usw.
So unterstütze ich Sie bei Ihrer Mitarbeiterbefragung Informationen und Ablauf finden Sie hier >>
Dass das wirklich alles so ist, konnte ich in einem eintägigen Workshop „Zukunftswerkstatt“ mit 13 MitarbeiterInnen (ohne Führungsverantwortung) live erleben. Die Gruppe durfte Empfehlungen für die strategische und kulturelle Weiterentwicklung der Bank erarbeiten und später der Führungsmannschaft zum Start unseres Strategieprozesses präsentieren. Hier hat sich obiges Bild voll bestätigt! Die Mitarbeiter sind total stolz auf ihre Bank und deren Kultur und Miteinander.
Fluktuation? Gibt es nicht. Max. 1-2 von 140 Mitarbeitern verlassen jährlich eigeninitiativ die Bank. Und das hat dann meist private Gründe. Deshalb gibt es natürlich auch im Recruiting kein Problem. Denn es gibt kaum freie Stellen.
Stimmung und Miteinander bei den Mitarbeitern? Ist wirklich gut! Vor allem die gegenseitige Hilfsbereitschaft wird immer wieder hervorgehoben.
Was sind die Erfolgsprinzipien dieser Volksbank? Wie schafft man eine so hohe Mitarbeiter-Zufriedenheit und eine geringe Fluktuation?
1. Vertrauen, Vertrauen, Vertrauen!
Schenke Mitarbeitern wirklich(!) Vertrauen. Beispiele: Es gibt keinerlei Vorgaben bezüglich Arbeitszeiten und Anwesenheitspflichten. Hauptsache, der Laden läuft. Jeder erfasst seine Arbeitszeit in einer eigenen Excel-Tabelle. Die aber nie jemand sehen will. Wer meint, er brauche eine Kreditkarte der Bank (für Geschäftsessen o.ä.), bekommt diese. Usw.
2. Menschliche Nähe und Wertschätzung erlebbar machen! Sei nahbar. Beispiel: Die DU-Kultur wurde schon 2016 eingeführt (lange bevor es in Banken Mainstream wurde) und wird auch mit ganz vielen Kunden so gepflegt. Ein guter Umgang miteinander und eine hohe Hilfsbereitschaft wird vorgelebt und eingefordert. Von allen Hierarchie-Ebenen. Beginnend beim Vorstand. Frage zuerst: "Wie kann ich Dich unterstützen? Wie kann ich es Dir leichter machen?" Zur Weihnachtsfeier kommen übrigens immer rund 95% aller MitarbeiterInnen. Weil sich alle darauf freuen und dankbar dafür sind. Nicht schlecht, oder?
3. Investieren, investieren, investieren! Kosten sparen ist kein unternehmerischer Selbstzweck. Beispiele: Alle Filialen sind räumlich ein Erlebnis. Jeder Mitarbeiter bekommt (nahezu) alles, was er an technischer Ausstattung benötigt. Auch die Hauptstelle wird aktuell wieder für das nächste Jahrzehnt räumlich neu gestaltet, um die bereichsübergreifende Kommunikation extrem zu forcieren. Eine Dusch-Möglichkeit gibt es in der Hauptstelle schon länger, in Kürze auch einen kleinen Fitnessraum. Du möchtest als Mitarbeiter eine Fortbildung? Dann mach doch, Deine Führungskraft unterstützt Dich dabei. Auch im Kundengeschäft wird mutig investiert und Innovationen gelebt. Zwar führt das manchmal auch zu Fehlinvestitionen. Aber auch zu einer "wir-wollen-für-unsere-Kunden-und-unsere-Region-vieles-ermöglichen-Mentalität".
Was das alles betriebswirtschaftlich bedeutet? Verdient man so Geld? Aktuell ist die Bank leicht überm Durchschnitt der Genossenschaftsbanken (trotz einer Fusion vor einem Jahr). BWL-Tendenz weiter steigend. Was den Vorstand dennoch nicht zufrieden stimmt. Man setzt daher (u.a. mit Hilfe unseres Strategieprozesses) zum Sprung ins obere BWL-Drittel an. Eine gute kulturelle Basis hat sie dafür schon mal geschaffen.
Ist in dieser Bank alles Gold was glänzt? Nein, ganz und gar nicht. Denn wenn für die Mitarbeiter vieles normal ist, hat man Zeit, sich über Kleinigkeiten zu ärgern.
Aber die Besten wollen bekanntlich immer besser werden. Und die Schlechten finden meist tausend (exogene) Gründe, warum niemand etwas dafür kann, wenn die Dinge so sind, wie sie sind.
Eine zukunftsfähige Kultur und ein gutes Betriebsklima sind gestaltbar. Dann tut der Fachkräftemangel viel weniger weh. Denn die Mitarbeiter bleiben. Und kommen mit Spaß aus dem Home Office ins Büro. Weil dort das gute Klima erlebbar ist.
Ihr Ulrich Thaidigsmann
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