Warum der wirkliche Fusionserfolg erst ein Jahr danach angegangen werden kann … und muss.
Schalke 04 und Borussia Dortmund fusionieren zu Borussia Schalke 04! Unrealistisch?
Sehr vergleichbar aber vorstellbarer ist die Ausgangssituation bei manchen Fusionen von Genossenschaftsbanken:
Zwei stolze, erfolgreiche Partner in direkter räumlicher Nachbarschaft.
Beide Profis in dem, was sie tun.
Mit langer Tradition, eigener Kultur und großer, treuer Fangemeinde ( = Mitglieder und Kunden).
So gehen Genossenschaftsbanken oft in Fusionsprozesse, um sich für die Zukunft zu rüsten.
Nehmen wir einmal für zwei Minuten an, die beiden Bundesligisten Schalke und Dortmund würden tatsächlich fusionieren. Um der zahlungskräftigen Konkurrenz aus München, England oder Spanien besser Paroli bieten und (inter-)national wieder Titel erreichen zu können. Wann würden Sie als Außenstehender diese Fusion als erfolgreich abgeschlossen bezeichnen?
Überträgt man dieses Bild auf die Realität einer Bankfusion, stellt sich die Frage: Wann ist eine Bankfusion erfolgreich abgeschlossen?
Fusionen bringen dann etwas, wenn Bankkunden, Mitarbeiter und G+V einen spürbaren Nutzen haben. Dies ist während der heißen Fusionsphase (9 Monate vor 9 Monate nach juristischer Fusion) ehrlicherweise selten realisierbar:
Kunden erleben die Auswirkungen der Fusion zunächst neutral oder eher negativ: ein neuer Bankname, eine neue IBAN-Nummer, neue Kontomodelle/-preise, ein neuer Kundenbetreuer oder ein (für den Kunden spürbar) verunsicherter Berater. Hier gilt es, echte und aus Kundensicht erlebbare Fusionsmehrwerte zu realisieren. Und diese zu kommunizieren. Nicht nur vor der juristischen Fusion, sondern auch später. Hand aufs Herz: welche konkreten Mehrwerte haben Sie in Ihrer letzten Fusion geschaffen, die sonst nicht möglich gewesen wären?
Führungskräfte und Mitarbeiter sind mit Projektarbeiten aufgrund der Fusion zusätzlich zu den operativen Herausforderungen des Bankalltags zeitlich maximal belastet (Symptom: „Workshop- und Brötchen-Allergie“). Der Wunsch nach einem „Durchatmen“ ist einerseits mehr als verständlich. Andererseits ist es in der „Nach-Fusionsphase“ besonders wichtig, durch konsequentes Führungs- und Veränderungsmanagement die nachhaltige Vertriebs-/Unternehmenskultur weiter zu gestalten. Jetzt entscheidet sich, was dauerhaft entsteht! Und jetzt muss aufgeholt werden, was während der Fusion an strategischer Weiterentwicklung liegen geblieben ist.
G+V-Effekte systematisch und in nennenswerter Höhe schon in der Fusionsphase zu realisieren, gelingt nur in den wenigsten Fällen. Dafür werden meist zu viele politische und kulturelle Kompromisse erforderlich („keine fusionsbedingten Mitarbeiterfreisetzungen" etc.). Signifikante Kosten- und Ertragspotenziale zu heben, kann nach der Fusion nicht mehr auf die lange Bank geschoben werden. Es ist konsequentes Handeln gefragt.
Wie bei einem Bundesligisten ist es wichtig, gut in die (Fusion-)Saison zu starten. Umjubelter Meister wird aber nur, wer nachhaltig und konsequent NACH der eigentlichen Fusionsphase die neue Bank gestaltet und zukunftsfähig macht. Es gilt, nun die TOP-Hebel für mehr Mitarbeiter-/Kundenbegeisterung und betriebswirtschaftlichen Erfolg zu realisieren. Hier sind Sie als Entscheider besonders gefragt. So manche Fusion hätte ansonsten rückwirkend keinen Sinn gemacht.
Sie wollen Ihre Bank mit einer klaren Priorisierung der Handlungsfelder nachhaltig gestalten und voranbringen? Ich freue mich auf unseren nächsten Gedankenaustausch.
Herzliche Grüße (von einem VFB Stuttgart-Fan)
Ihr Ulrich Thaidigsmann
- Consulting für Entscheider -
www.thaidigsmann.de, Mail: ulrich@thaidigsmann.de, Tel. 0151/40010635